Ich gebe es ja zu: ich fliege für mein Leben gern. Und das auch noch bevorzugt über den großen Teich ins Land des deutschstämmigen Häuslebauers, der sich derzeit vor allem in der Kunst von Fußballtrainern versucht. Nämlich Auswechselspieler von der Bank aufs Spielfeld der großen Weltpolitik zu schicken. Anders aber als die altmodischen Herren Löw und Co., die per Handzeichen und anderen (zuvor abgesprochenen) analogen Gesten dem zu ersetzenden Spieler bedeuten, das Feld zu verlassen und einem von der Bank zu überlassen, führt der amerikanische Trainernovize die Digitalisierung auch ins Auswechselgeschäft ein. Okay, nun ist es in einem herkömmlichen Fußballspiel ziemlich unpraktisch, mit einem Smartphone auf dem Platz rumzulaufen, um die Auswechselwünsche des Trainers per Twitter auch mitzukriegen. Aber mal ehrlich: wer hätte früher an Torlinientechnik oder Videobeweise gedacht. Da ist sicher noch Luft nach oben und irgendein Start-Up wird Twitter sicherlich auch noch auf das Spielfeld bringen.
Aber ich schweife ab. Denn eigentlich wollte ich übers Fliegen schreiben. Also nicht das Fliegen diverser Angestellter aus dem Weißen Haus. Das erinnert ja schon ein bisschen an die Rotationswut grüner Parlamentsfraktionäre der ersten Stunden, als sich die frischgewählten Jungs und Mädels kaum auf den Parlamentssesseln warmgesessen hatten, als sie schon wieder den ungeduldig mit den Hufen scharrenden sogenannten Nachrückern und natürlich auch Nachrückerinnen Platz machen mussten. Nun, die Grünen haben mittlerweile gelernt, dass eine zu häufige Wechselei den Spielfluss doch arg hemmen kann. Und deshalb werden wohl die hessischen Grünen auf ihrem nächsten Landesparteitag teilweise dem Vorbild Chinas folgen und dem einen oder der anderen Kandidatin ein lebenslanges Mandat einräumen. Sozusagen wohlverdiente Stammspieler(innen), die damit auch dem unseligen Jugendwahn der ersten grünen Landtagsfraktionen mit einem Altersschnitt von unter 35 Jahren ein Ende bereiten. Immerhin sind sie schon jetzt bei einem Schnitt von knapp 52 Jahren angekommen. Da ist also auch noch Luft nach oben.
Und schon wieder schweifte (? schwofte, schwiff – keine Ahnung) ich ab von meiner Titelvorgabe. Aber es gibt halt derzeit auch so viele unwichtige Sachen, über die es sich lohnt, Worte zu verlieren. Wie zum Beispiel die guten Ratschläge eines Bad Homburger Stilberaters im weitverbreiteten Presseorgan „Rhein-Main EXTRA TIPP“, der rechtzeitig zum Saisonbeginn die Männer dieser Welt vor der Todsünde zu bewahren versucht, sich mit Socken in Sandalen in der Öffentlichkeit zu zeigen. Gut, diese Warnung kennen wir langsam. Aber dass ich jetzt in meinen Sneakers keine langen Socken mehr tragen darf, nur noch ganz kurze oder gar keine, das war mir neu.
Ein letzter Versuch, zum Thema zu kommen: Als Flugbegeisterter lasse ich mir den wöchentlichen Newsletter namens „Travel-Dealz“ (fragt mich nicht, woher das „z“ kommt) zuschicken, wo ich bei der Lektüre meine Fantasie zu unglaublich günstigen Preisen auf die Reise schicken kann. So traf ich dann neulich auf das unglaubliche Angebot eines Lufthansa-Fluges nach Los Angeles für 300 Euro. Allerdings von Düsseldorf, kann man einem Frankfurter ja eigentlich nicht zumuten. Aber da hätte der Flug über 700 Euro gekostet. Also habe ich mir das Angebot mal angeschaut: Ich fahre irgendwie nach D’dorf. Steige in den Flieger, der mich zurück nach Frankfurt bringt, dort in den Flieger nach Los Angeles. Und zurück erst nach Frankfurt, dann weiter nach D’dorf. Und dann irgendwie zurück nach Frankfurt. Wer jetzt denkt, da steig ich doch einfach erst in Frankfurt zu, hat die Rechnung ohne Carsten Spohr gemacht: das wäre „no show“ und damit der ganze Flug hinfällig.
Aber immerhin kann
ich als Ausgleich einen Euro in die Klimawiedergutmachungskasse der Lufthansa
stecken. Und mein nächstes Meckern kommt dann aus dem Flieger.