„Nun sind sicher beide Sätze wahr: Der Mensch ist ein Gott für den Menschen, und: Der Mensch ist ein Wolf für den Menschen; jener, wenn man die Bürger untereinander, dieser, wenn man die Staaten untereinander vergleicht. Dort nähert man sich durch Gerechtigkeit, Liebe und alle Tugenden des Friedens der Ähnlichkeit mit Gott; hier müssen selbst die Guten bei der Verdorbenheit der Schlechten ihres Schutzes wegen die kriegerischen Tugenden, die Gewalt und die List, d. h. die Raubsucht der wilden Tiere, zu Hilfe nehmen.“ (Thomas Hobbes, Lehre vom Bürger).
Eigentlich befassen sich meine Meckereien ja zumeist mit dem im ersten Satz idealisierten menschlichen Miteinander, das in ihrer Suche nach Gottähnlichkeit doch immer wieder absurde, abenteuerliche und auch abschreckende Brüche erfährt. So wollte ich denn auch diesmal wieder über so nette Absonderlichkeiten schreiben wie jene stolze Wissenschaftlerin, die uns allabendlich kurz vor der analogen Primetime von ihrer 25 Jahre zurückliegenden Entdeckung berichtet – dem Wunder der Darmbakterien, dem sie fortan ihre ganze Kraft widmet und mit ihrem Wundermittel omnibiotic den Kassenschlager in deutschen Apotheken gelandet haben will. Oder jene beiden begnadet untalentierten jungen Frauen – die Verwendung der Bezeichnung Schauspielerinnen verbietet der Respekt vor der seriösen Berufsgattung -, die in eindringlicher Weise die künstliche Verdunkelung der eigenen Hautfarbe preisen, so ganz ohne Urlaub, aber mit viel Allzweckchemie Hyaluron.
Wobei sich da schon die nächste Frage aufdrängt: ist die künstlich oder auch an südlichen Meeresstränden natürlich erzwungene Hautbräunung nicht vielleicht doch eine kulturelle Aneignung mit ähnlich rassistischem Hintergrund wie die Dreadlocks eines blütenweißen Bandmitglieds, das nun seine gesangliche Unterstützung des ach so zukunftsorientierten Hannoverschen Ablegers von fridays for future nur noch mit geschnittener Kurzhaarfrisur kundtun darf.
War vor fünfzig Jahren in der Abgrenzung zu den
Herrenvolkideen unserer Väter und natürlich auch Mütter, die mit zum Teil
absurden Beschreibungen äußerlicher Unterschiedsmerkmale ihre arische
Vorherrschaft zu begründen suchten, gerade die Aneignung von Sitten,
Gebräuchen, Äußerlichkeiten von anderen Kulturen die Triebfeder internationaler
Solidaritätsbewegungen. Also ein eher integratives Element und somit das
Gegenteil von der zuvor herrschenden strikten Diversität.
Doch Ede oder besser Wladi, dem großen böse Wolf, der in der Mythologie von Grimms Märchen bis zum Comic arme unschuldige Schweinchen, Zicklein und auch Großmütter zu verspeisen sucht, sei gesagt, dass es in all diesen Geschichten nicht wirklich gut für ihn ausging. Aber vielleicht ist das doch alles nur ein Märchen.