Es ist schon verwunderlich, welche Kapriolen die ideologieverzerrten Polemiken angesichts der Behinderung fließenden Autoverkehrs durch ein paar klebrige Hände schlagen. Man sei ja, so ist bis in die (Un-)Tiefen von Frei- und Christdemokraten zu hören, völlig einig mit dem Ziel des Klimaschutzes, aber Leute am automobilen Fortkommen zu behindern, das würde dem gemeinsamen Ziel doch nur schaden, weil nun nur über das strafbewehrte "Wie" und nicht mehr über das hochgelobte "Warum" gesprochen wird. Das geht übrigens bis tief ins grün-reale Regierungslager. Aber Hallo! Gerade durch diese Aktionen werden doch diejenigen gezwungen, ein Bekenntnis zum Klimaschutz abzulegen, die heute Fridays for Future loben und sie gestern noch als Straftäter, weil Schulschwänzer, diffamiert haben. Wobei die öffentlich-rechtliche Frau Maischberger glatt den Vogel abschoss: unterbrach sie doch die anwesende Aktivistin der Letzten Generation ständig bei deren Versuch, über die Inhalte zu sprechen, und wollte "erst einmal" über die Form der Aktionen reden. Dass sie damit dem christdemokratischen Nachwuchsideologen Amthor jeweils Steilvorlagen lieferte, schien ihr gar nicht aufzufallen - oder war gar beabsichtigt.
Jovi meckert
Kolumnenbeiträge im Frankfurter Kultur-Stadtmagazin "strandgut"
Donnerstag, 27. April 2023
Donnerstag, 2. Juni 2022
Neulich in ...
der Zeitung:
Es sind ja manchmal die kleinen Randnotizen in unseren Tageszeitungen, die einem die Welt so richtig nahebringen - oder aber zur Verwirrung beitragen. "Frau an den Po gefasst", so die grelle Überschrift, und dass nun nach diesem wohl sexuell motivierten Übergriff die Ermittlungsgruppe Großauheim nach Zeugen dieses - so scheint es - ungeheuerlichen Vorfalls sucht. Was aber offenbarte der Artikel? Nicht der weibliche Po war Ziel eines sexuell ausgehungerten Bösewichts, sondern das aus der Gesäßtasche herausragende, sicherlich deutlich sichtbare Handy. So wenig eine aufreizende Kleidung Legitimation für einen Po- oder sonstigen Grapscher bedeutet, so sehr kann das aus einer Po-Tasche hervorschauende iPhone, wie es tagtäglich bei unzähligen meist jüngeren Frauen zu beobachten ist, durchaus eine Aufforderung zur Inobhutnahme für Langfinger bedeuten.
der Hessischen Landesbahn (HLB):
Dank des Seniorentickets, dass aufgrund der Notwendigkeit, auch vor 9 Uhr fahren zu müssen, zur Comfort-Edition aufgewertet wurde, ist es möglich, die am Zugkopf befindliche 1. Klasse zu benutzen. Der um die Mittagszeit ca. 10 Minuten vor der (manchmal pünktlich) geplanten Abfahrt nicht nur in der 1. Klasse menschenleere Zug (das war vor dem 9-Euro-Ticket) ließ den Fahrgast kurz die obligatorische Maske vom Mund wegziehen, um eine Notiz ins Handy zu sprechen. Kaum das erste Wort gesprochen, öffnete sich die Tür der Fahrerkabine und der Triebwagenlenker, der wohl zuvor per Videokamera den schändlichen Verstoß gegen die ÖPNV-Maskenpflicht beobachtet hatte, schoss heraus, um den Reisenden mit einem "Maske auf!" wieder auf die Bahn der Rechtschaffenheit zu bringen.
Nur, dass er selbst das alles natürlich ohne Maske vollbrachte.
Freitag, 1. April 2022
Homo homini lupus (April 2022)
„Nun sind sicher beide Sätze wahr: Der Mensch ist ein Gott für den Menschen, und: Der Mensch ist ein Wolf für den Menschen; jener, wenn man die Bürger untereinander, dieser, wenn man die Staaten untereinander vergleicht. Dort nähert man sich durch Gerechtigkeit, Liebe und alle Tugenden des Friedens der Ähnlichkeit mit Gott; hier müssen selbst die Guten bei der Verdorbenheit der Schlechten ihres Schutzes wegen die kriegerischen Tugenden, die Gewalt und die List, d. h. die Raubsucht der wilden Tiere, zu Hilfe nehmen.“ (Thomas Hobbes, Lehre vom Bürger).
Eigentlich befassen sich meine Meckereien ja zumeist mit dem im ersten Satz idealisierten menschlichen Miteinander, das in ihrer Suche nach Gottähnlichkeit doch immer wieder absurde, abenteuerliche und auch abschreckende Brüche erfährt. So wollte ich denn auch diesmal wieder über so nette Absonderlichkeiten schreiben wie jene stolze Wissenschaftlerin, die uns allabendlich kurz vor der analogen Primetime von ihrer 25 Jahre zurückliegenden Entdeckung berichtet – dem Wunder der Darmbakterien, dem sie fortan ihre ganze Kraft widmet und mit ihrem Wundermittel omnibiotic den Kassenschlager in deutschen Apotheken gelandet haben will. Oder jene beiden begnadet untalentierten jungen Frauen – die Verwendung der Bezeichnung Schauspielerinnen verbietet der Respekt vor der seriösen Berufsgattung -, die in eindringlicher Weise die künstliche Verdunkelung der eigenen Hautfarbe preisen, so ganz ohne Urlaub, aber mit viel Allzweckchemie Hyaluron.
Wobei sich da schon die nächste Frage aufdrängt: ist die künstlich oder auch an südlichen Meeresstränden natürlich erzwungene Hautbräunung nicht vielleicht doch eine kulturelle Aneignung mit ähnlich rassistischem Hintergrund wie die Dreadlocks eines blütenweißen Bandmitglieds, das nun seine gesangliche Unterstützung des ach so zukunftsorientierten Hannoverschen Ablegers von fridays for future nur noch mit geschnittener Kurzhaarfrisur kundtun darf.
War vor fünfzig Jahren in der Abgrenzung zu den
Herrenvolkideen unserer Väter und natürlich auch Mütter, die mit zum Teil
absurden Beschreibungen äußerlicher Unterschiedsmerkmale ihre arische
Vorherrschaft zu begründen suchten, gerade die Aneignung von Sitten,
Gebräuchen, Äußerlichkeiten von anderen Kulturen die Triebfeder internationaler
Solidaritätsbewegungen. Also ein eher integratives Element und somit das
Gegenteil von der zuvor herrschenden strikten Diversität.
Doch Ede oder besser Wladi, dem großen böse Wolf, der in der Mythologie von Grimms Märchen bis zum Comic arme unschuldige Schweinchen, Zicklein und auch Großmütter zu verspeisen sucht, sei gesagt, dass es in all diesen Geschichten nicht wirklich gut für ihn ausging. Aber vielleicht ist das doch alles nur ein Märchen.
Sonntag, 24. Oktober 2021
Idealerweise Glatteis (Oktober 2021)
Von Generationenaufgaben, von der Verantwortung gegenüber den zukünftigen Generationen ist allenthalben die Rede, wenn es um die Klimapolitik geht. Was eigentlich ist denn nun eine Generation. Üblicherweise nimmt man den Zeitraum von der eigenen Geburt bis zur Geburt des ersten Nachkommens (der ersten Nachkommin?). Dies wurde bisher mit durchschnittlich 25 Jahren angesetzt. Realistischerweise müsste man diesen Ansatz angesichts doch zunehmend späterer Erstgeburtsvorgänge wohl für die zukünftigen Generationen etwas erhöhen, sagen wir auf 30 Jahre. Rückblickend haben also bei Zugrundelegung der bisherigen 25 Jahren seit dem Beginn der christlichen Zeitrechnung etwa 80 Generationen das Licht der Welt erblickt bzw. sie dann auch wieder mehr oder minder freiwillig verlassen. Was diese doch überschaubare Zahl an Generationen in dieser uns doch schon ziemlich lang vorkommenden Zeitspanne so alles erreicht hat, ist schon phänomenal: die vom Christentum ja eigentlich strikt verbotene Tötung des und der Nächsten wurde in einer unvorstellbaren Weise perfektioniert; der Mann im Mond wurde Realität; in Tontafeln eingeritzte oder – je nach Zivilisationsgrad – auf Papyrus gemalte Schriftzeichen wurden durch Emojis genannte Bildchen auf unseren Handybildschirmen abgelöst. Das kannten die Ägypter schon – also nicht das Handy.
Schauen wir jetzt in die Zukunft, spielt angesichts der Entsorgungsproblematik einer dieser Geistesblitze der letzten 80 Generationen, nämlich des Atommülls, mal ganz locker die Zahl von einer Million Jahre eine Rolle, auf Grundlage der oben aktualisierten Generationenlänge also mal locker mehr als 33.000 Generationen. Da kann einem ja angesichts der oben erwähnten Entwicklungen für unsere Zukunft ganz schön schummerig werden, was sich da wohl alles tun wird, während unter den Füßen der Menschheit (so sie es bis dahin denn geschafft hat) in irgendwelchen Salzstöcken der strahlende Müll von gerade mal 4 Generationen brodelt.
Und was hat das Ganze jetzt mit dem Glatteis zu tun, auf das ich mich jetzt begeben will? Nun, es sind gerade mal 0,3 Generationen – nämlich 9 Jahre -, bis idealerweise der Ausstieg aus der Kohleverbrennung erfolgt sein soll. Bis dahin muss also, vor allem wenn der fossile Energieträger Gas auch dran glauben muss, der Umstieg auf regenerative Energie gestemmt werden. Angesichts des Ausbautempos der vergangenen 0,3 Generationen kaum vorstellbar, auch wenn die christdemokratischen Zauderer nun nicht mehr tonangebend sind. Wenn also die fossilen Engergieträger hauptverantwortlich für die CO2-Emissionen sind, ist das Argument, wenigstens für diese 0,3 Generationen die Restlaufzeit der noch im Betrieb befindlichen AKWs zu verlängern, nicht ganz von der Hand zu weisen. Der Grad der Gefährdung bleibt angesichts der Zukunftsbelastung von weiteren 33 Tausend Generationen nahezu gleich. Auch kann eine solche Laufzeitverlängerung an strikte Bedingungen geknüpft werden: jeder Cent aus dem Gewinn der Atomverstromung geht in den Ausbau regenerativer Energie und die AKW-Betreiber müssen bis zum Laufzeitende 2030 die mindestens gleiche Strommenge über regenerative Energie erzeugen, wie ihr AKW produziert hat. Keine wirklich neue und originelle Idee, aber ziemlich grünes Glatteis.
Das hat natürlich
alles nichts mit den Spinnereien der Herren Macron und Microsoft zu, mit ihren
Taschen-AKWs erneut in diese Technologie einzusteigen. Ersterer will seine auch
auf Atomkraft basierende Fantasie des France first verwirklichen, der andere
lebt halt immer noch in seiner Techno-Machbarkeits-Fantasiewelt, in der es kaum
einen Unterschied gibt zwischen MS-DOS, Windows und einem Mini-AKW.
Montag, 27. September 2021
War da was? (September 2021)
Nun ist es also passiert: die Schirmherrin der deutschen, wenn nicht gar europäischen Raute ist mehr oder weniger abgewählt worden. Stimmt natürlich nicht ganz, sie hat ja gar nicht mehr kandidiert und konnte von daher gar nicht abgewählt werden. Und stimmt natürlich auch insofern nicht, als nun die Raute-Plagiatoren um jenen Sessel im Kanzleramt streiten, der die wohlfeile Politik des „Schaun wir mal“ als neuerliche Staatsräson symbolisiert. Und dennoch stehen wir vor einer Zeitenwende, zumindest einer völligen Neuorientierung politischer Versprechungskultur. Sozusagen in leichter, aber doch entscheidender Abwandlung des Ton-Steine-Scherben-Songs: „Alles verändert sich, wenn du nichts änderst“. Die andere Interpretationsart ist die des sprichwörtlichen „wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass“.
Was also passiert jetzt mit uns? Wenn man den neuen Raute-Herren glauben kann, dann wird ja jetzt alles anders, vor allem besser. Entlastung der hart arbeitenden Mittelschicht (wie immer die definiert sein mag) – da sind sich alle Protagonisten des nun beginnenden Bäumchen-wechsel-dich-Spiels einig. Hilfe für die da unten und Steuersenkungen für die da oben – da scheiden sich zwar die Wahlkampfgeister, kriegen aber sicherlich einen allseits befriedigende Formelkompromiss hin, der die vielbeschworene bürgerliche Mitte wieder in den seligen Ruhezustand des Weiter-So versetzen wird. Jene bürgerliche Mitte, die laut Umfragebekenntnis den Kampf gegen den Klimawandel als das vordringliche Ziel der Politik ansieht, bei der Aussicht auf 16 Cent mehr fürs Benzin und 130 km/h auf der Autobahn aber schon den grün-sozialistisch Unterdrückungsstaat kommen sieht. Da lieben wir doch die Neu-Rautianer mit ihrer klaren Ansage zum Kampf gegen den Klimawandel: „Nur keine Bange, ist zwar alles nicht sehr schön, aber wir kriegen das hin, ohne dass ihr euch einschränken müsst“.
So können wir uns also nun darauf freuen, dass wir bis 2040 nahezu klimaneutral mit Elektro-SUVs die Erderwärmung gestoppt haben, die Eisberge hören auf zu schmelzen und das alles ohne teures Benzin (braucht dann ja niemand mehr), überall mühlen die Windräder, die Dächer sind übersät mit Photovoltaikmodulen, Kohlekraftwerke sind endgültig Vergangenheit, alle Kumpels arbeiten nun in den Reinräumen digital aufgemotzter Batteriefabriken, die dank Lindnerschen Erfindergeistes ganz ohne Lithium auskommen. Die soziale Schere ist dann auch dank Olaf Scholzens Einsatz fast völlig geschlossen und das alles, ohne den Gutverdienenden und Wohlhabenden unnötigerweise an den Geldbeutel zu gehen.
Der Aufbruch in die schöne neue Rentnerwelt steht uns bevor, hat doch die Generation 60+ dafür gesorgt, dass sie ihre (zeitlich limitierte) Zukunft so ganz ohne Einschränkungen und irgendwelche Verbote ihres Alltagshandelns mit dem neuen Herrn im Kanzleramt gestalten kann. Als hätte es den Klimastreik mit hunderttausenden jungen (aber zugegebenermaßen auch vielen älteren) Menschen zwei Tage vor der Wahl nicht gegeben, als wäre uns die Zukunft unserer Kinder und vor allem Enkelkinder zugunsten gegenwärtiger Wohlfühlnischen völlig egal, ist den Herren von gestern die Verantwortung für morgen übertragen worden. Ob die in ihren Erwartungen arg gedämpften Grünen da etwas gegen die Scholz/Laschet-Lindner Combo grundsätzlich durchsetzen können, ist mehr als fraglich. Grüne Kosmetik hilft uns nicht weiter. Statt Fridays dann vielleicht doch Mondays-to-Fridays for Future.
Montag, 8. Februar 2021
Schwarzmalerei (Februar 2021)
Mittlerweile ist es ja Standard – state of the art, wie der bewanderte Weltenbummler es ja gemeinhin ausdrückt -, dass bei Mietverträgen, Kreditbeantragungen und ähnlichen finanzrelevanten Aktionen ein Nachweis über die Solidität des Antragstellers beziehungsweise der Antragstellerin verlangt wird. Das ist sicherlich im durchaus berechtigten Interesse von Vermietern und Kreditgebern, um zumindest eine Grundversicherung zu haben, an die Miete zu kommen oder die Rückzahlung des geliehenen Geldes sicher zu stellen. Aber nun stelle man sich mal vor, ich lege meinem potentiellen Vermieter eine Gehaltsbescheinigung vor, in der alle Bereiche, die auf die Höhe meines monatlichen Einkommens schließen lassen, mit schwarzen Balken unkenntlich gemacht worden sind. Mein Hinweis, hier handle es sich um schützenswerte Daten eines nicht-öffentlichen Vertrages zwischen meinem Arbeitgeber und mir, einem Betriebsgeheimnis sozusagen, dieser Hinweis also wird meinen potentiellen Vermieter kaum beeindrucken und er wird das bewohnbare Objekt meiner Begierde flugs dem/der nächsten in der Warteschlange anbieten. Ähnliches wird mir sicherlich bei dem Kreditinstitut passieren, dem ich einen in relevanten Passagen geschwärzten Kaufvertrag über mein neues Häuschen vorlege. Oder bei einem Konsumentenkredit die Kreditauskunft mit dem Hinweis auf die Vertraulichkeit meiner jeweiligen Geschäftsbeziehungen verweigere. Das Häuschen oder die Wohnzimmereinrichtung kann ich mir aller Wahrscheinlichkeit nach abschminken.
Das findet ihr, liebe Leser, nun überhaupt nicht erwähnenswert, weil es ja schon eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dass derjenige, der einem Geld oder Gut zur Verfügung stellt, das nun wirklich nicht ins Schwarze hinein machen muss. Aber halt. Da gibt es einen großen, wenn nicht gar riesigen Bereich, in dem diese Schwarzmalerei state of the art (s.o.) ist. Nehmen wie das letzte aktuelle Ereignis: Da wird von der Europäischen Union mit einem Pharmakonzern ein Vertrag über die Lieferung von Impfdosen gegen diese unselige Corona-Belästigung abgeschlossen, der Zahlungen in Milliardenhöhe vorsieht. Und nun kommt es zu Unstimmigkeiten über die Auslegung der Erfüllung dieses Vertrages. Den aber kennen nur Eingeweihte, die in Vertretung der europäischen Steuerzahler den Vertrag ausgehandelt hatten. Nach einigem Gezacker ist der Schuldner, also die Pharmafirma, die Geld bekommen, aber den Impfstoff noch nicht geliefert hat, bereit, den Vertrag dem Gläubiger, also dem europäischen Steuerzahler, zu zeigen, auf das die zahlende Öffentlichkeit sich ein Bild davon machen kann, was mit ihrem Geld denn da so passiert. Und was passiert? Überall da, wo es ans Eingemachte geht, Zahlungshöhe, Lieferfristen u.ä. sind statt Informationen schwarze Balken zu sehen. Betriebs- bzw. Geschäftsgeheimnis wird uns als Begründung geliefert. Der Preis einer Ware, die vereinbarte Liefermenge und die zugesagten Lieferfristen sind also ein Betriebsgeheimnis? Dass zwischen zwei privaten Vertragspartnern eine solche Vertraulichkeit gegenüber der Öffentlichkeit besteht, ist ja durchaus nachvollziehbar. Wenn aber einer der Vertragspartner nun die steuerzahlende Öffentlichkeit selbst und damit der Finanzier ist, sollten ja eigentlich ganz andere Spielregeln gelten. Wer mit mir, dir und uns allen einen Vertrag abschließt, wo er ne ganz Latte Geld bekommt, muss mir, dir und allen anderen den Vertrag auf Nachfrage auch ungeschwärzt zeigen. Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, also die Rezeptur des Impfstoffs, die Herstellungstechnologie, die Kalkulationsgrundlage u.ä., sind gemeinhin nicht Gegenstand eines Liefervertrages. Wer mit uns, vertreten durch beauftragte staatliche Verhandler, einen Vertrag abschließt, muss uns diesen bei Bedarf (den nicht der Lieferant bestimmt) ungeschwärzt zur Verfügung stellen. Und das betrifft alle öffentlichen (sic!) Verträge, vom Kauf von Schullaptops bis zum BER oder der gescheiterten (aber nicht weniger kostspieligen) Ausländermaut. Zumindest aber sollte eine Schwärzung immer gerichtsüberprüfbar sein.
Aber auf mich hört ja keiner.
Montag, 21. September 2020
Genial – daneben? (September 2020)
Hessen endlich mal wieder vorn, nachdem dieser Slogan des sozialdemokratischen Musterländles (ach nee, das ist ja ein anderer Dialekt) der Sechziger und Siebziger des letzten Jahrhunderts nach der „Machtübernahme“ durch die Christdemokraten doch etwas gelitten hat. Nun fragt sicher die geneigte Leserin und natürlich auch der ein oder andere Leser, wie ich denn dieses Land im Herzen von Europa (halt, schon wieder woanders geklaut) wieder in vorderer Reihe sehen kann. Gut, wir waren ganz weit vorn im Abrufen von persönlichen Daten durch hessische Polizeibeamte, um damit dann Drohschreiben rumzuschicken. Wir sind in Hessen auch ganz weit vorn im Bau von Autobahnen mit Oberleitungen. Gut (schon wieder), ist halt nur ein kleines Stück einer Autobahn zwischen Darmstadt und Frankfurt und das auch noch ohne Fahrzeuge mit Stromabnehmern. Oder hat jemand schon mal einen von diesen Hybrid-LKWs leibhaftig gesehen? Aber sieht lustig aus, wirkt ziemlich zukunftsorientiert und hat auch nur ein paar Millionen gekostet. Das macht den Sinn grüner Regierungsbeteiligung mal so richtig sichtbar.
Und nun auch noch das: Während die meisten Bundesländer fast immer auf Anweisung von Gerichten nach dem corona veranlassten close down dem geneigten Männervolk wieder den Besuch von Bordellen erlauben, fährt Hessen da eine ganz andere, fortschrittliche Linie. Statt die Prostituierten wieder den halsabschneiderischen Laufhausbetreibern auszuliefern, wo die Frauen täglich 150 Euro für ihr Verrichtungszimmer abdrücken müssen, ist – zumindest im Frankfurter Bahnhofsviertel – die Hotelzimmerprostitution nun State of the Art. Hat zwei positive Aspekte: das Zimmer kostet nur 50 Euro und die darbende Hotelerie-Branche hat wieder ein (Teil-)Auskommen, das sie laut FR-Report auch noch mit 20 Euro je Männerbesuch aufhübschen. Vernachlässigt wird bisher nur leider ein schlüssiges Hygienekonzept. Da gibt’s noch Arbeit für unseren grünen Gesundheitsminister. Und für die Frauen muss noch die Kundenanmache geklärt werden, weil die aufgrund der Sperrgebietsverordnung ja auf den Fluss-Straßen des Bahnhofsviertels verboten ist. Da gibt’s also noch einiges zu tun, um Hessen auch auf diesem Gebiet wirklich nach vorne zu bringen.
***
Aber nicht nur solche tollen Erkenntnisse können wir nach dem Studium der heimischen Tageszeitung gewinnen. Aus einer kurzen Meldung über die fortwährende Diskriminierung von Homosexuellen und Transmenschen im Arbeitsleben, erfuhr ich, dass „fast ein Drittel dieser Menschen (…) vor Kollegen immer noch nicht offen mit ihrer Sexualität oder Geschlechtsidentität (umgehen)“. Nun muss ich allerdings enthüllen, dass in dem Betrieb, in dem ich mir derzeit ein kleines Zubrot verdiene, bisher niemand aus der Belegschaft auch nur ein einziges Mal mit seiner oder ihrer Sexualität oder Geschlechtsidentität offen vor mir oder den anderen Kollegen umgegangen ist. Inwieweit dies also Indikator für die unbestritten immer noch vorhandene Diskriminierung sein soll, müssen die Autoren der DIW-Studie dann doch mal genauer erklären.
***
Und dann noch neulich in der S-Bahn das: die Mitfahrerin schräg gegenüber zog die Maske vom Gesicht und nieste kräftig. Gut, immerhin in die Ellenbogenbeuge, aber irgendwie hat die gute Frau den Sinn mit der Maskerade wohl nicht wirklich geschnallt.