(Hier eine kleine Auswahl der nur in der Internet-Ausgabe vom strandgut veröffentlichten Grübeleien als Jubiläumsgeschenk)
28.5.2020
Was für eine
Narretei! Wo man auch hinhört, wird das Narrativ beschworen. Was bitte ist das
eigentlich? Ebenso fragwürdig, wie das dem Fachmenschenmund entfleuchte
„containment“. Und schon vor der ganzen Corona Fachbegriffelei gehörte das
„commitment“ oder die „compliance“ zum Vokabular der allerneuesten deutschen
Welle.
Wer jetzt immer noch nicht weiß, was das alles bedeutet, kann ja danach „googeln“.
27.5.2020
Ein Phänomen, das schon vor Corona-Zeiten Fragezeichen aufs Gesicht rief, wird nun richtig absurd: in den ÖPNV-Bahnen pflegen viel Menschen, Frauen nicht gerade in der Minderheit, gerne den Platz am Gang zu besetzen. Wohl in der Hoffnung, dass sich dann kein ungebetener Mitfahrer, vor allem männlich Geschlechts, einfach neben sie setzt. Nun aber bei bestehendem Abstandsgebot jeweils nur die Gangplätze zu besetzen, verringert die sozial-physische Distanz von möglichen 1,8 Meter auf 80 cm. Und das, obwohl sich derzeit eh kein Mensch auf dieselbe Bank quetscht.
26.5.2020
Wer rettet hier eigentlich wen? Ein Herr Thiele, Inhaber der Firma Knorr-Bremse AG und Multimilliardär, kauft kräftig in den Corona-Keller gefallene Lufthansa-Aktien (ist mit 10 % nun größter Einzel-Aktionär), um nun durch die staatliche Stütze, unser aller Geld also, zum großen Corona-Gewinnler zu werden, ohne selbst zur Rettung der Lufthansa beizutragen. Garantien für Spekulanten aber nicht für die Beschäftigten – das ist Soziale Marktwirtschaft á la Altmaier. Von klimapolitischen Vorgaben ganz zu schweigen, er will halt keinen Eingriff ins operative Geschäft. Wir, die Geldgeber, aber schon!
Man lernt ja nie aus: Nachdem ich nach der Wochenend-Lektüre des
Lidl-Prospekts schwer über die Ankündigung eines veganen Weines herziehen
wollte – was an Weintrauben ist denn nicht vegan? -, bewahrte mich Herr Google
vor höhnischem Gelächter eingefleischter (häh??) Veganer. Tatsächlich wird in
der Weinproduktion mit tierischen Produkten hantiert. Gelantine, Hühnereiweiß
oder gar Fischbestandteile werden zur Klärung des Mostes verwendet. Mal ehrlich:
wäre es da nicht eher angebracht, solcherart verhunzten Wein als „mit
tierischen Produkten versehen“ auszuzeichnen, statt den sauberen Wein, für den
es leider noch kein deutsches Reinheitsgebot gibt, als vegane
Ausnahmeerscheinung zu etikettieren? Das wäre doch mal ein schönes
Betätigungsfeld für die frühere Weinkönigin Julia Klöckner.
Nachdem Markus Lanz zu Beginn seiner Talkkarriere im ZDF Frauen nur in
Ausnahmefällen und wenn, dann nur jeweils eine, in seiner erlauchte
Männergästerunde zuließ, schafft er es mittlerweile, hin und wieder auch mal
zwei Frauen einzuladen (es darf nicht verschwiegen werden , dass er einmal
sogar ein reine Frauenrunde versammelt hatte). Aber auch hier hat er seine
Lieblinge: die WELT-Frauen Claudia Kade und Dagmar Rosenfeld. Nun scheint denen
aber der Rang von der Virologin Melanie Brinkmann abgelaufen zu werden. Vom
Frauenstil her ist er sich aber treu geblieben – im übrigen auch seiner eigenen
Auslegung genderspezifischen Sprachgebrauchs: so schafft er es immer wieder,
eine Frau mit der Formulierung anzukündigen, „SIE ist jemand, DER … (das und
das gesagt hat)“.
Was geht eigentlich diesen Filmemachern durch den Kopf, wenn sie
zunehmend möglichst kleingeschrieben WhatsApp- oder sonstige
Messenger-Nachrichten in irgendwelche Handlungsfäden einblenden? Sind sie nur
modernistisch-digitales Schmankerl oder dramaturgischer Bestandteil? Lesbar
zumindest sind sie meistens nicht. Ebenso sollte Film- und Fernsehmacher mal
darüber nachdenken, ob Schrifteinblendungen am unteren Bildrand wirklich in
weißer Schrift auf ebenso weißem Hintergrund erfolgen müssen.
Nun will ja die SPD-Vorsitzende, der Name fällt mir grade nicht ein,
dass jeder Schüler und jede Schülerin ein Tablet bekommt von wegen der
Chancengleichheit. Da stellen sich dann natürlich gleich viele Fragen: sollen
es Apple iPads sein oder doch lieber Android Tablets, die immerhin mit dem
etwas weiter verbreiteten Betriebssystem funktionieren und – soweit nicht von
Samsung – auch preisgünstiger zu haben sind. Das führt dann aber gleich wieder
zur sozialen Spaltung. Hier die exklusiv von daheim ausgestatteten Apfelkinder,
dort das aus knappen öffentlichen Mitteln ausgestattete Google-Prekariat. Aber
vielleicht macht Apple ja ne großzügige Spende von all den ersparten
Steuermillionen (oder waren es Milliarden?).
Da kommt man doch echt ins Grübeln: So schreibt die Frankfurter
Allgemeine Sonntagszeitung über einen norwegischen Hedgefond-Manager, dieser
habe sich in rund 30 Jahren als Investor in London ein Privatvermögen von rund
einer Milliarde Euro – und nun hört genau hin – »erarbeitet«. Irgendwas muss
ich in den vergangenen 30 Jahren falsch gearbeitet haben.
Soweit mal. Herzlichen Glückwunsch liebes strandgut zur 500. Ausgabe!
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