Montag, 8. Februar 2021

Schwarzmalerei (Februar 2021)

Mittlerweile ist es ja Standard – state of the art, wie der bewanderte Weltenbummler es ja gemeinhin ausdrückt -, dass bei Mietverträgen, Kreditbeantragungen und ähnlichen finanzrelevanten Aktionen ein Nachweis über die Solidität des Antragstellers beziehungsweise der Antragstellerin verlangt wird. Das ist sicherlich im durchaus berechtigten Interesse von Vermietern und Kreditgebern, um zumindest eine Grundversicherung zu haben, an die Miete zu kommen oder die Rückzahlung des geliehenen Geldes sicher zu stellen. Aber nun stelle man sich mal vor, ich lege meinem potentiellen Vermieter eine Gehaltsbescheinigung vor, in der alle Bereiche, die auf die Höhe meines monatlichen Einkommens schließen lassen, mit schwarzen Balken unkenntlich gemacht worden sind. Mein Hinweis, hier handle es sich um schützenswerte Daten eines nicht-öffentlichen Vertrages zwischen meinem Arbeitgeber und mir, einem Betriebsgeheimnis sozusagen, dieser Hinweis also wird meinen potentiellen Vermieter kaum beeindrucken und er wird das bewohnbare Objekt meiner Begierde flugs dem/der nächsten in der Warteschlange anbieten. Ähnliches wird mir sicherlich bei dem Kreditinstitut passieren, dem ich einen in relevanten Passagen geschwärzten Kaufvertrag über mein neues Häuschen vorlege. Oder bei einem Konsumentenkredit die Kreditauskunft mit dem Hinweis auf die Vertraulichkeit meiner jeweiligen Geschäftsbeziehungen verweigere. Das Häuschen oder die Wohnzimmereinrichtung kann ich mir aller Wahrscheinlichkeit nach abschminken.

Das findet ihr, liebe Leser, nun überhaupt nicht erwähnenswert, weil es ja schon eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dass derjenige, der einem Geld oder Gut zur Verfügung stellt, das nun wirklich nicht ins Schwarze hinein machen muss. Aber halt. Da gibt es einen großen, wenn nicht gar riesigen Bereich, in dem diese Schwarzmalerei state of the art (s.o.) ist. Nehmen wie das letzte aktuelle Ereignis: Da wird von der Europäischen Union mit einem Pharmakonzern ein Vertrag über die Lieferung von Impfdosen gegen diese unselige Corona-Belästigung abgeschlossen, der Zahlungen in Milliardenhöhe vorsieht. Und nun kommt es zu Unstimmigkeiten über die Auslegung der Erfüllung dieses Vertrages. Den aber kennen nur Eingeweihte, die in Vertretung der europäischen Steuerzahler den Vertrag ausgehandelt hatten. Nach einigem Gezacker ist der Schuldner, also die Pharmafirma, die Geld bekommen, aber den Impfstoff noch nicht geliefert hat, bereit, den Vertrag dem Gläubiger, also dem europäischen Steuerzahler, zu zeigen, auf das die zahlende Öffentlichkeit sich ein Bild davon machen kann, was mit ihrem Geld denn da so passiert. Und was passiert? Überall da, wo es ans Eingemachte geht, Zahlungshöhe, Lieferfristen u.ä. sind statt Informationen schwarze Balken zu sehen. Betriebs- bzw. Geschäftsgeheimnis wird uns als Begründung geliefert. Der Preis einer Ware, die vereinbarte Liefermenge und die zugesagten Lieferfristen sind also ein Betriebsgeheimnis? Dass zwischen zwei privaten Vertragspartnern eine solche Vertraulichkeit gegenüber der Öffentlichkeit besteht, ist ja durchaus nachvollziehbar. Wenn aber einer der Vertragspartner nun die steuerzahlende Öffentlichkeit selbst und damit der Finanzier ist, sollten ja eigentlich ganz andere Spielregeln gelten. Wer mit mir, dir und uns allen einen Vertrag abschließt, wo er ne ganz Latte Geld bekommt, muss mir, dir und allen anderen den Vertrag auf Nachfrage auch ungeschwärzt zeigen. Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, also die Rezeptur des Impfstoffs, die Herstellungstechnologie, die Kalkulationsgrundlage u.ä., sind gemeinhin nicht Gegenstand eines Liefervertrages. Wer mit uns, vertreten durch beauftragte staatliche Verhandler, einen Vertrag abschließt, muss uns diesen bei Bedarf (den nicht der Lieferant bestimmt) ungeschwärzt zur Verfügung stellen. Und das betrifft alle öffentlichen (sic!) Verträge, vom Kauf von Schullaptops bis zum BER oder der gescheiterten (aber nicht weniger kostspieligen) Ausländermaut. Zumindest aber sollte eine Schwärzung immer gerichtsüberprüfbar sein.

Aber auf mich hört ja keiner.

Anmerkung
Und nun kommts: im obenstehenden Text ist in großer Zahl das generische Maskulinum verwendet worden. Bei allen Leserinnen, die sich deshalb von diesem Text nicht angesprochen fühlen, bitte ich um Verzeihung. Aber ich hasse Doppelpunkte mitten im Wort. Genauso wie die neuerdings eingeführte abgehackte, gendermäßig aber überkorrekte Sprechweise in Rundfunk und Fernsehen.

Montag, 21. September 2020

Genial – daneben? (September 2020)

Hessen endlich mal wieder vorn, nachdem dieser Slogan des sozialdemokratischen Musterländles (ach nee, das ist ja ein anderer Dialekt) der Sechziger und Siebziger des letzten Jahrhunderts nach der „Machtübernahme“ durch die Christdemokraten doch etwas gelitten hat. Nun fragt sicher die geneigte Leserin und natürlich auch der ein oder andere Leser, wie ich denn dieses Land im Herzen von Europa (halt, schon wieder woanders geklaut) wieder in vorderer Reihe sehen kann. Gut, wir waren ganz weit vorn im Abrufen von persönlichen Daten durch hessische Polizeibeamte, um damit dann Drohschreiben rumzuschicken. Wir sind in Hessen auch ganz weit vorn im Bau von Autobahnen mit Oberleitungen. Gut (schon wieder), ist halt nur ein kleines Stück einer Autobahn zwischen Darmstadt und Frankfurt und das auch noch ohne Fahrzeuge mit Stromabnehmern. Oder hat jemand schon mal einen von diesen Hybrid-LKWs leibhaftig gesehen? Aber sieht lustig aus, wirkt ziemlich zukunftsorientiert und hat auch nur ein paar Millionen gekostet. Das macht den Sinn grüner Regierungsbeteiligung mal so richtig sichtbar.

Und nun auch noch das: Während die meisten Bundesländer fast immer auf Anweisung von Gerichten nach dem corona veranlassten close down dem geneigten Männervolk wieder den Besuch von Bordellen erlauben, fährt Hessen da eine ganz andere, fortschrittliche Linie. Statt die Prostituierten wieder den halsabschneiderischen Laufhausbetreibern auszuliefern, wo die Frauen täglich 150 Euro für ihr Verrichtungszimmer abdrücken müssen, ist – zumindest im Frankfurter Bahnhofsviertel – die Hotelzimmerprostitution nun State of the Art. Hat zwei positive Aspekte: das Zimmer kostet nur 50 Euro und die darbende Hotelerie-Branche hat wieder ein (Teil-)Auskommen, das sie laut FR-Report auch noch mit 20 Euro je Männerbesuch aufhübschen. Vernachlässigt wird bisher nur leider ein schlüssiges Hygienekonzept. Da gibt’s noch Arbeit für unseren grünen Gesundheitsminister. Und für die Frauen muss noch die Kundenanmache geklärt werden, weil die aufgrund der Sperrgebietsverordnung ja auf den Fluss-Straßen des Bahnhofsviertels verboten ist. Da gibt’s also noch einiges zu tun, um Hessen auch auf diesem Gebiet wirklich nach vorne zu bringen. 

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Aber nicht nur solche tollen Erkenntnisse können wir nach dem Studium der heimischen Tageszeitung gewinnen. Aus einer kurzen Meldung über die fortwährende Diskriminierung von Homosexuellen und Transmenschen im Arbeitsleben, erfuhr ich, dass „fast ein Drittel dieser Menschen (…) vor Kollegen immer noch nicht offen mit ihrer Sexualität oder Geschlechtsidentität (umgehen)“. Nun muss ich allerdings enthüllen, dass in dem Betrieb, in dem ich mir derzeit ein kleines Zubrot verdiene, bisher niemand aus der Belegschaft auch nur ein einziges Mal mit seiner oder ihrer Sexualität oder Geschlechtsidentität offen vor mir oder den anderen Kollegen umgegangen ist. Inwieweit dies also Indikator für die unbestritten immer noch vorhandene Diskriminierung sein soll, müssen die Autoren der DIW-Studie dann doch mal genauer erklären.

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Und dann noch neulich in der S-Bahn das: die Mitfahrerin schräg gegenüber zog die Maske vom Gesicht und nieste kräftig. Gut, immerhin in die Ellenbogenbeuge, aber irgendwie hat die gute Frau den Sinn mit der Maskerade wohl nicht wirklich geschnallt.

Gesundheit!

Dienstag, 25. August 2020

Buten un Binnen (August 2020)

Dass sie Außen (hochdeutsch für Buten) können, habe die Grünen ja mal unter Beweis gestellt. Na ja, zumindest hatte der große grüne Zampano Joschka mal versucht, Einfluss auf die Weltpolitik zu nehmen. Seine Aktivitäten im Nahen Osten waren ja, wenn auch nicht von durchschlagendem Erfolg gekrönt (womit er sich aber in guter Gesellschaft mit den anderen Größen dieser Welt befindet), doch ziemlich sympathisch. Und dass er dann dem George Double-JU die Gefolgschaft zum Waffengang in den Irak verweigerte, was der Gazpromi Schröder dann für sich reklamierte, war dann richtig grüne Außenpolitik. Auch auf anderen Gebieten des Regierungshandelns haben die Grünen sich im Laufe ihrer vierzigjährigen Geschichte durchaus wacker geschlagen. Klar, Umwelt ist Heimspiel, Landwirtschaft ein nicht immer einfach zu beackerndes Feld, dazu noch eine Prise Wirtschaft, Verkehr und Energie und mit der Justiz sogar was Klassisches. Da waren die hessischen Grünen ja sogar Vorreiter. Und das sollten sie angesichts der äußerst misslichen Polizeipolitik eines Christdemokraten in diesem Bundesland – Stichwort NSU 2.0 – vielleicht auch mal mit Innen (hochdeutsch für Binnen) beanspruchen. Würde vielleicht die Gelegenheit bieten, das nicht minder missliche Bild, das die Hessen-Grünen da abgegeben haben, durch vielleicht klügeres Handeln zu korrigieren. Aber das muss man sich halt erstmal trauen.

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Am Hauptthema des letzten halben Jahres komm ich natürlich auch nicht vorbei, Corona allerorten. So gehöre auch ich zu jenen ordentlichen Bürgern, der nicht nur in Geschäften und den öffentlichen Verkehrsmitteln die Maske über Mund und Nase zieht, sondern sich auch gleich die Corona App aufs Handy geladen hat. Doch angesichts des dauerhaft grünen Bildschirms, der ein geringes Risiko signalisiert, fing ich an mich zu fragen, wie meine App denn jemals eine infizierte Person in meiner Nähe melden wird. Setzt dies doch voraus, dass diese Person nicht nur auch diese App auf ihrem Handy installiert und aktiviert hat – sofern die Betriebssystemversion des jeweiligen Handys dies überhaupt zulässt -, sondern nach erfolgtem positiven Test dann auch bereit ist, dies per eingescanntem QR-Code oder eingetippter Codezahl der Öffentlichkeit kundzutun. Zahlen über den Anteil derer, die als positiv Getestete die Corona-Warnapp tatsächlich im Sinne der Erfinder verwenden, sind mir zumindest nicht bekannt. Haben wir es dann auch noch mit einem Corona-Ignoranten zu tun, der sich trotz möglicher Infektion ins Getümmel stürzt, dann wird er oder auch sie sich sicherlich keine Corona-App aufs Handy geladen haben, geschweige denn einen QR-Code gescannt. Der Sinn dieser 20-Millionen-App ist da doch sehr zweifelhaft. Mit dem Geld hätte man sicherlich besseres anfangen können. 

Die Sinnfrage stellt sich auch bei der Maskenfrage im Freien, insbesondere an den Meeresstränden. Womit wir wieder bei Buten wären. Dort nämlich weht eigentlich immer ein mehr oder minder starker Wind, der den in den berüchtigten Aerosolen reisenden Viren gar nicht gefällt, weil die Chance, eine menschliche Beute zu finden gegen Null geht. 

Auch die Tatsache, dass bei den mit dramatischer Stimme vorgetragenen Infektionssteigerungen mehr der Alarmismus als die Information im Vordergrund steht, lässt an der Sinnhaftigkeit des Zahlenhorrors zweifeln. Keine Informationen darüber, wie sich der Anteil der Infizierten an den Getesteten geändert hat (nämlich gar nicht), keine Informationen über den Anteil schwer Erkrankter, die ins Krankenhaus müssen oder über die Sterberate (jeweils niedrigster Stand überhaupt). Sowas ist Wasser auf die Mühlen der Corona-Leugner. Und dass dieses Virus gemein und gefährlich werden kann, ist auch bei seriös vermittelten Informationen unbestritten.*)

Also bleibt gesund und tragt ruhig eine Maske, tut auch gar nicht weh!

Sonntag, 28. Juni 2020

Jovi grübelt weiter (Juni 2020)

Darauf haben ja einige Politaktivisten nahezu ein halbes Jahrhundert gewartet: dem Schweinesystem geht es nun wohl endlich an den Kragen. Nun zwar anders, als ursprünglich mal gedacht, dafür aber wohl diesmal mit bedeutend größerer Akzeptanz in der Bevölkerung. Da haben Corona und Herr Tönnies mit seinen Sub-Unterstützern mal was Gutes auf den Weg gebracht.

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Corona ruft neben den Virologen, Epidemiologen, Hygienikern und sonstigen Wissenschaftlern nun auch die Moralhygieniker auf den Plan: Während sogenannte körpernahe Dienstleistungen wie Haare schneiden, bunte Bildchen in Hautpartien stechen, kosmetische Behandlungen diverser Körperteile und Massagen zu Wellness- und Behandlungszwecken im Rahmen der Lockerungsübungen mit Auflagen für unbedenklich erklärt werden, dürfen jene Berufsgruppen, die sich um spezielle Körperregionen in der Mehrzahl männlicher Klienten kümmern, auch weiterhin ihren Beruf nicht ausüben. Die Definition erlaubter Körpernähe wird wohl weniger auf Grund von sachlichen als von moralisierenden Gesichtspunkten bestimmt. Und schon träumen Herr Lauterbach und seine parlamentarische Gefolgschaft vom nordischen Modell des Prostitutionsverbots. Wie war das noch mit dem ältesten Gewerbe?

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Wer bisher gedacht hat, öffentlich-rechtliches Fernsehen steht für seriöse Nachrichten, hätte sich mal die ZDF-heute Sendung vom Abend der Entscheidung über die Vergabe der Fernsehrechte zur Fußballübertragung reinziehen sollen. Lediglich das sendereigene Sportstudio und die ARD-befreundete Sportschau fanden Erwähnung. Beide, wie bekannt, ohne live-Übertragungsrechte. Statt die Auswüchse des Bezahlfernsehens in der Fußballwelt beim Namen zu nennen, werden die Hauptakteure einfach verschwiegen. Nachrichten gehen anders.

Dienstag, 26. Mai 2020

Jovi grübelt zum 500. Jubiläum (Mai 2020)

(Hier eine kleine Auswahl der nur in der Internet-Ausgabe vom strandgut veröffentlichten Grübeleien als Jubiläumsgeschenk)

28.5.2020

Was für eine Narretei! Wo man auch hinhört, wird das Narrativ beschworen. Was bitte ist das eigentlich? Ebenso fragwürdig, wie das dem Fachmenschenmund entfleuchte „containment“. Und schon vor der ganzen Corona Fachbegriffelei gehörte das „commitment“ oder die „compliance“ zum Vokabular der allerneuesten deutschen Welle.

Wer jetzt immer noch nicht weiß, was das alles bedeutet, kann ja danach „googeln“. 

27.5.2020

Ein Phänomen, das schon vor Corona-Zeiten Fragezeichen aufs Gesicht rief, wird nun richtig absurd: in den ÖPNV-Bahnen pflegen viel Menschen, Frauen nicht gerade in der Minderheit, gerne den Platz am Gang zu besetzen. Wohl in der Hoffnung, dass sich dann kein ungebetener Mitfahrer, vor allem männlich Geschlechts, einfach neben sie setzt. Nun aber bei bestehendem Abstandsgebot jeweils nur die Gangplätze zu besetzen, verringert die sozial-physische Distanz von möglichen 1,8 Meter auf 80 cm. Und das, obwohl sich derzeit eh kein Mensch auf dieselbe Bank quetscht.

26.5.2020

Wer rettet hier eigentlich wen? Ein Herr Thiele, Inhaber der Firma Knorr-Bremse AG und Multimilliardär, kauft kräftig in den Corona-Keller gefallene Lufthansa-Aktien (ist mit 10 % nun größter Einzel-Aktionär), um nun durch die staatliche Stütze, unser aller Geld also, zum großen Corona-Gewinnler zu werden, ohne selbst zur Rettung der Lufthansa beizutragen. Garantien für Spekulanten aber nicht für die Beschäftigten – das ist Soziale Marktwirtschaft á la Altmaier. Von klimapolitischen Vorgaben ganz zu schweigen, er will halt keinen Eingriff ins operative Geschäft. Wir, die Geldgeber, aber schon!

25.5.2020

Man lernt ja nie aus: Nachdem ich nach der Wochenend-Lektüre des Lidl-Prospekts schwer über die Ankündigung eines veganen Weines herziehen wollte – was an Weintrauben ist denn nicht vegan? -, bewahrte mich Herr Google vor höhnischem Gelächter eingefleischter (häh??) Veganer. Tatsächlich wird in der Weinproduktion mit tierischen Produkten hantiert. Gelantine, Hühnereiweiß oder gar Fischbestandteile werden zur Klärung des Mostes verwendet. Mal ehrlich: wäre es da nicht eher angebracht, solcherart verhunzten Wein als „mit tierischen Produkten versehen“ auszuzeichnen, statt den sauberen Wein, für den es leider noch kein deutsches Reinheitsgebot gibt, als vegane Ausnahmeerscheinung zu etikettieren? Das wäre doch mal ein schönes Betätigungsfeld für die frühere Weinkönigin Julia Klöckner.

7.5.2020

Nachdem Markus Lanz zu Beginn seiner Talkkarriere im ZDF Frauen nur in Ausnahmefällen und wenn, dann nur jeweils eine, in seiner erlauchte Männergästerunde zuließ, schafft er es mittlerweile, hin und wieder auch mal zwei Frauen einzuladen (es darf nicht verschwiegen werden , dass er einmal sogar ein reine Frauenrunde versammelt hatte). Aber auch hier hat er seine Lieblinge: die WELT-Frauen Claudia Kade und Dagmar Rosenfeld. Nun scheint denen aber der Rang von der Virologin Melanie Brinkmann abgelaufen zu werden. Vom Frauenstil her ist er sich aber treu geblieben – im übrigen auch seiner eigenen Auslegung genderspezifischen Sprachgebrauchs: so schafft er es immer wieder, eine Frau mit der Formulierung anzukündigen, „SIE ist jemand, DER … (das und das gesagt hat)“.

30.4.2020

Was geht eigentlich diesen Filmemachern durch den Kopf, wenn sie zunehmend möglichst kleingeschrieben WhatsApp- oder sonstige Messenger-Nachrichten in irgendwelche Handlungsfäden einblenden? Sind sie nur modernistisch-digitales Schmankerl oder dramaturgischer Bestandteil? Lesbar zumindest sind sie meistens nicht. Ebenso sollte Film- und Fernsehmacher mal darüber nachdenken, ob Schrifteinblendungen am unteren Bildrand wirklich in weißer Schrift auf ebenso weißem Hintergrund erfolgen müssen.

28.4.2020

Nun will ja die SPD-Vorsitzende, der Name fällt mir grade nicht ein, dass jeder Schüler und jede Schülerin ein Tablet bekommt von wegen der Chancengleichheit. Da stellen sich dann natürlich gleich viele Fragen: sollen es Apple iPads sein oder doch lieber Android Tablets, die immerhin mit dem etwas weiter verbreiteten Betriebssystem funktionieren und – soweit nicht von Samsung – auch preisgünstiger zu haben sind. Das führt dann aber gleich wieder zur sozialen Spaltung. Hier die exklusiv von daheim ausgestatteten Apfelkinder, dort das aus knappen öffentlichen Mitteln ausgestattete Google-Prekariat. Aber vielleicht macht Apple ja ne großzügige Spende von all den ersparten Steuermillionen (oder waren es Milliarden?).

27.4.2020

Da kommt man doch echt ins Grübeln: So schreibt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung über einen norwegischen Hedgefond-Manager, dieser habe sich in rund 30 Jahren als Investor in London ein Privatvermögen von rund einer Milliarde Euro – und nun hört genau hin – »erarbeitet«. Irgendwas muss ich in den vergangenen 30 Jahren falsch gearbeitet haben.

Soweit mal. Herzlichen Glückwunsch liebes strandgut zur 500. Ausgabe!

Dienstag, 24. März 2020

Kondome, Knarren, Klopapier (März 2020)

Ob’s jetzt wirklich so stimmt, dass die Franzosen in Zeiten der Corona-Einkaufs-Panik tatsächlich vor allem Kondome hamstern und die eher republikanisch angehauchten Amis die Waffenvorräte in amerikanischen Supermärkten leerkaufen, das sei mal dahingestellt. Würde zumindest unseren Vorurteilen, unserem national profiling sozusagen, total entsprechen. Richtig aber ist, und das ist ja in den letzten Tagen und Wochen sattsam durch die Medien und die eigene Erfahrungswelt gegangen, dass die größte Angst der leicht anal fixierten Deutschen in der Corona Krise ein nicht reinlich geputzter Arsch ist. Wobei zum einen sich gerade an diesem Beispiel die Integrationsbemühungen unserer migrationshintergründigen Nachbarn als gelungen erwiesen haben. Denn deren Einkaufswagen waren genauso mit supersoft 3lagig Wohlfühlpapier überladen wie die der Biodeutschen. Wobei Letztere ausgerechnet das ebenso benannte gräulichfarbene und etwas harte Enddarmpflegeprodukt (diffamierend auch als Schmirgelpapier bezeichnet) erst dann in den Wagen packten, als absolut kein blütenweißer 4lagiger Poschmeichler mehr zu kriegen war. Beruhigend dann allerdings die Bilder leergekaufter Klopapierregale aus Downunder: auch die Aussis haben es mit krisenbedingter hintergründiger Reinlichkeit. 

Ja, auch ich komme nicht daran vorbei, meinen Senf zum derzeitig alles beherrschenden Thema dazu zu geben. Auch wenn ein monatlich erscheinendes Blatt angesichts täglich, wenn nicht gar stündlich wechselnder Erkenntnisse, Einschätzungen und Entscheidungen nicht gerade prädestiniert ist, neue Wege aus der krisengeschüttelten Situation zu weisen. Vor allem auch, nachdem sich die von uns ausgegrabene Studie der Athener Universität unter Leitung von Professor Niklas Kaffenion, nach der reichlicher Kaffeegenuss die vornehmlich im Rachenraum angesiedelten Coronaviren durch das Koffein unschädlich machen sollte, als fake und ausgemachter Blödsinn herausgestellt hatte. Ebenso stimmt es wohl auch nicht, dass die hohe Nikotinkonzentration im Munde von Kettenrauchern dem heimtückischen Virus den Garaus machen. Auch die Behauptung, dass Greta hinter allem steckt, ist natürlich Schwachsinn. Allerdings ist der von Fridays4Future zu Recht angeprangerte Flugverkehr ebenso eingebrochen wie die klimaschädlichen Kreuzfahrten. Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings die klammheimliche Genugtuung von Kevin Kühnert, der seinem Ziel der Verstaatlichung von BMW ein ganzes Stück näher gekommen scheint. Denn im Gegensatz zur boomenden (Klo-)Papierindustrie hamstern nur sehr wenige Leute 7er BMWs. 

Nun frage ich mich natürlich, wie all die schlauen Virenwissenschaftler, denen unsere Politiker so willfährig folgen (das würde ich mir bei der Klimadebatte auch mal wünschen), sich vorstellen, wie denn die ganzen von ihnen mehrheitlich empfohlenen Maßnahmen bis zur Entwicklung von wirksamen Medikamenten und Impfstoffen ohne soziale, politische und wirtschaftliche Verwerfungen durchgehalten werden können. Im Gegensatz zu den Klimawissenschaftlern, die eine über 99prozentige gemeinsame Einschätzung haben, gibt es bei den ViWis doch eine nicht überhörbare Anzahl, die diese gesellschaftliche Totalisolierung inklusive Schul- und Kitaschließung durchaus kritisch sehen. Die tauchen aber in all den ARD/ZDF-Specials nicht auf. Da gibt’s nur einen Papst (Drosten) und einen Möchtegern-Papst (Kekulé). Ich will die Gefährdung durch dieses neue und unbekannte Virus nicht bagatellisieren. Aber leere Straßen und S-Bahnen, geschlossene Bekleidungsschuppen bei gleichzeitig geöffneten Baumärkten, scheinen unseren Herrn Covid-19 nicht sonderlich zu beeindrucken. Und was, wenn die gewünschte Abflachung der Infektionskurve erreicht ist? Dann alles wieder auf Anfang? Oder wie?

Aber schön ist die Ruhe auf den Straßen und vor allem die in der Luft schon. Oder?

Montag, 24. Februar 2020

Die Stunde der Experten (Februar 2020)

Große Ereignisse, verrückte und schreckliche, rufen sie allenthalben wieder auf den Plan, vornehmlich in den wichtigtuerischen Talkshows, die insbesondere die öffentlich-rechtlichen TV-Stationen überfluten: die Experten für die besonderen Situationen. Da wirbelt die thüringische Politposse mal kurz die Republik durcheinander und die Politikerklärer stehen Schlange. Geschmückt natürlich mit dem Professorentitel für Politikwissenschaft oder manches Mal mit dem obskuren Untertitel „Politikberater“ werden Einsichten unters Volk gestreut, die diesem schon nach den ersten beiden Meldungen in Tagesschau und heute-Nachrichten klar waren. Die Erben der alten DDR-Blockparteien LDPD und Ost-CDU haben sich auf ein schmutziges Spiel mit der rechts-rassistischen AFD eigelassen, um das thüringische Volk vor der erneuten Machtübernahme durch einen verkappten Sozi aus dem Westen zu bewahren, der ja schon die Jahre zuvor mit seiner SED-Nachfolgeorganisation gemeinsam mit SPD und Grünen den schönen Freistaat zurück in der real existierenden Sozialismus schubsen wollte. Und nun rudern sie erschreckt zurück, die selbsternannten Vertreter der „Mitte“, zerlegen sich selbst, und die Politikexperten erklären dem staunenden Fußvolk, dass die Parteien der Mitte sich selbst zerlegen. Welch ein Erkenntnisgewinn.

Und auch nach den schrecklichen rassistisch motivierten und von rechten Verbaltätern mit zu verantwortenden Morden in Hanau haben wir sie wieder auch dem Bildschirm, die Terrorismusexperten, die uns alle Hintergründe, vor allem aber die naheliegenden noch einmal mit wichtigem Gesichtsausdruck erklären. Da werden sicherlich auch viele richtige Analysen geliefert, nur unterscheiden die sich häufig von denen vorangegangener Terrortaten nur durch den Austausch der jeweiligen Daten und Namen. Aber wir brauchen mehr als nur die Hinweise auf eine immer gewaltbereitere rechte Szene und auf eine die sie legitimierende Sprache einer Partei, in der Faschisten das Sagen haben. Wir müssen auch den Mut haben, jene, die diese Partei wählen, nicht als verlorene Schäfchen zu betrachten, die es zurück zu gewinnen gilt, sondern sie als ideologische Unterstützer zu brandmarken. Die Hetzer und Hasser müssen sich für ihre verbale Gewalt auf den diversen Plattformen und in den sogenannten sozialen Medien verantworten und dürfen sich nicht im Schutz der Anonymität verbergen. Wieso muss ich mich beim Kauf einer Handy-Simkarte ausweisen und legitimieren, beim Einrichten eines facebook-accounts aber nicht? Das ist keine Einschränkung der freien Meinungsäußerung, aber der Zwang, Verantwortung für eben diese Meinungsäußerung zu übernehmen. Wir müssen auch fragen, wieso vereinsmäßiges Schießen mit todbringenden Waffen als Sport verharmlost wird und die Vereinsmitglieder dann diese Waffen und die Munition auch noch mit nach Hause nehmen dürfen. Wir müssen aber auch immer jene mit in die Verantwortung nehmen, die durch Einschränkung rechtsstaatlicher Normen (Orban, Trump) oder der Menschenrechte (Erdogan) die Herabsetzung der Hemmschwelle zu gewaltbereitem Handeln legitimieren

Aber – und jetzt kommt der Glatteisteil – ist nicht auch der leichtfertige Gebrauch des Rassismusvorwurfs mit verantwortlich, den wahren Rassismus zu verharmlosen? Islamkritik, Religionskritik überhaupt, ja sogar Religionsfeindlichkeit wird ja erst da zum Rassismus, wo ich den Angehörigen dieser Glaubensrichtungen die Existenzberechtigung abspreche. Und es ist kein Rassismus, wenn ich die Überlegungen eines Imams, in Griesheim ein muslimisches Schwimmbad zu bauen, für bescheuert halte (was für ein katholisches genauso gilt).